Река пришла

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Angesichts besonderer Ereignisse in den letzten Tagen, hier ein aktueller Bericht aus dem auch schon einmal „Venedig Sibiriens“ getauften Studentenstädtchen am Tom:

Am Dienstag (16.04.) durften wird Zeugen eines unglaublich tollen Spektakels werden. Der Fluss wurde – wie genau ist uns bisher nicht klar – mit technischen Hilfsmittel „gesprengt“. Die teilweise noch sehr dicke Schnee- und Eisschicht sollte endlich dem Wasser platz machen. Wir wurden vorher von einigen russischen Freunden gewarnt: Der Moment müsse gefangen (gecatcht) werden, denn das Schauspiel würde nach einem Tag schon wieder vorbei sein. Also hieß es direkt nach der Uni: Beine in die Hand und ab an den Strand…ähh…Fluss. 😀

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Schon von Weitem war der Blick umwerfend! Wochenlang kannten wir nur das Bild vom glatt daliegenden Fluss, der kaum als solcher auszumachen war. Denn was den Flüssen dieser Welt eigen ist – das Fließen – fehlte hier. Das war dem vielen Eis und Schnee geschuldet. Nun wirkte es wie in der Antarktis. Eisschollen schoben sich übereinander und der Fluss war unglaublich angeschwollen. Es türmten sich Eis, Schnee, aber auch vereinzelte Holzteile. Zuerst schien der Fluss noch gar nicht zu fließen, aber nach einigen Minuten konnte man im Hintergrund leichte Bewegungen ausmachen. Viele Russen waren zum Tschechowdenkmal gepilgert um das Schauspiel ebenfalls zu betrachten und sie wirkten im Gegensatz zu sonst glücklich, ja regelrecht fröhlich. „Река пришла“ hörte man viele in ihre Handys rufen – Der Fluss kommt! 🙂

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Zwei Stunden später war sogar schon eindeutig Wasser im Hintergrund zu erkennen und am Abend war das ganze Schauspiel fast schon wieder vorbei. Nur noch vereinzelte Schollen und Eis am Rand des Flusses waren aus unseren Wohnheimsfenstern zu erkennen. Es war zwar kein richtiges Naturschauspiel, weil die menschliche Hand nachgeholfen hat, aber trotzdem unglaublich fesselnd und bewegend! Ich hätte nichts dagegen, das noch einmal mit zu erleben 🙂

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Unserer Logik nach wird das Ganze veranstaltet, um den allzu starken Anstieg des Flusswassers zu verhindern und den Abfluss des Eises zu gewährleisten bevor es schmilzt. Dieses Jahr gab es besonders viel Schnee in Tomsk und deshalb hatten wohl viele, vor allem in den Dörfern nahe des Flusses Angst, es würde zu Überflutungen kommen. Dazu gibt es hier einen kleinen Bericht für die russischkundigen unter euch. Viel Spaß damit: Паводок не раз превращал Томск в сибирскую Венецию

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