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Sommer in Sibirien – Deutschland kann sich warm anziehen!

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Ohne Worte ❤

Dieses Foto habe ich letzten Sonntag gegen 9:30 Uhr gemacht. Das „I ❤ Tomsk“ wurde ein paar Tage vor Pavels Abfahrt in den bösen russischen Wald aufgestellt. Wir haben uns entschieden ein Foto damit später zu machen, wenn er wieder da ist. Denn es war ja nicht zu erwarten, dass das gute Stück so schnell wieder von der Bildfläche verschwinden würde. Doch eventuell war die Entscheidung nicht so gut. Wenn ihr genau hinseht solltet ihr erkennen, dass die Fläche genau vor dem Schriftzug ziemlich hell aussieht: Der Rasen ist völlig plattgelatscht und vertrocknet. Es grenzt auch beinahe an ein Wunder, dass ich hier ein Foto machen konnte, ohne dass hysterische Menschen davor stehen und sich darum streiten wer denn zuerst mit dem Knipsen dran ist. Aber das ist vielleicht der unchristlichen Uhrzeit geschuldet, zu der dieses Foto entstanden ist.

Ich war zu dem Zeitpunkt – gar nicht unchristlich – auf dem Weg zur evangelischen Kirche. Nachdem ich eine Woche zuvor schon einen Abendgottesdienst der lutherischen Gemeinde zusammen mit Natascha besucht hatte, wollte ich nun einen deutschen Gottesdienst der evangelischen Gemeinde erleben. Auf Deutsch war der Gottesdienst dann leider doch nicht, da ein anderer Pfarrer dort war. Da er aber kein Russe war, konnte ich seinem russischen Gottesdienst ganz gut folgen und nachdem ich nun schon zum zweiten Mal „Vater unser“ und Glaubensbekenntnis auf russisch hörte, fiel es mir leichter etwas zu verstehen. Es waren ziemlich viele Menschen dort, aber fast nur Frauen. Man drückte mir direkt 3 (!) dicke Bücher und zwei Zettel in die Hand: Bibel auf deutsch und je ein russisches und ein deutsches Gesangbuch; ein russischer Zettel mit dem Ablauf der Liturgie und ein kleiner Zettel auf Deutsch mit den zu singenden Liedern. Einige davon wurde auf deutsch, einige auf russisch gesungen. „Lobe den Herren“ sang die Gemeinde zum Schluss auf russisch. Ich hoffe mein deutsches Geplärre hat nicht zu sehr gestört 🙂 Schön war auf jeden Fall, dass offensichtlich in jedem Gottesdienst „Friede sei mit dir“ – „Мир тебе“ gesagt wird. Das heißt jeder gibt jedem die Hand und wünscht ihm Frieden. Mittlerweile kann ich das also auch schon auf russisch. Vielleicht bin ich nächsten Sonntag mal ein bisschen dreist und sag es einfach auf deutsch. Soweit ich es mitbekommen habe sprechen alle ein bisschen deutsch. Jedenfalls haben sie lautstark die Deutschen Lieder mitgesungen. Überhaupt singt die Gemeinde viel lauter als bei uns. In Deutschland scheint singen irgendwie aus der Mode gekommen, beziehungsweise in eine Peinlichkeitsecke gedrängt worden zu sein. Sehr schade…

Man war jedenfalls sehr nett zu mir und hat mich gebeten doch nächste Woche wieder zu kommen. Und ich wurde direkt gefragt was ich hier mache, wie lange ich schon in Tomsk bin, etc. pp. Ich spiele mit dem Gedanken mal zu fragen ob sie Interesse an einem „Deutschen Abend“ hätten. Man könnte ein paar deutsche Lieder singen und ich könnte etwas über die evangelische Kirche in Deutschland erzählen. Vielleicht lässt sich sowas mal vor Weihnachten organisieren. Das Interesse wäre ganz sicher da.

Nach dem Gottesdienst war ich richtig gut drauf. Es ist doch schön wenn es eine Sache gibt, die die Menschen zusammenschweißt und durch die man überall auf der Welt sofort freundlich aufgenommen wird. Nächsten oder übernächsten Sonntag gibt es dann tatsächlich einen Gottesdienst auf Deutsch. Also habe ich jetzt quasi einen sonntäglichen Pflichttermin 🙂

Fotos aus dem Innenraum der Kirche kann ich leider nur nachreichen, da mein Kartenlesegerät kaputt ist und ich die Fotos mit meiner Kamera gemacht habe.

Zum ungefähr 10. Mal wird hier gebuddelt. Genau an dieser Stelle sackt immer wieder der Straßenbelag ab wenn sie das Loch dann zugeschüttet und asphaltiert haben. Dass man hier nach einem wirklich heftigen Regentag anfängt zu baggern, ist aber schon eine Meisterleistung. Genau an dieser Stelle brach sich übrigens Ende März O.O. ihren Fuß. Was noch anzumerken ist: Einer arbeitet – zehn stehen rum und gucken zu. That´s Russia!

So sieht es jetzt am Tschechov-Denkmal mit Blick auf den Tom aus. Kaum zu glauben, dass hier vor einigen Monaten das Eis bis an die obere Kante stand. Als das Eis aufgesprengt wurde stand das Eis teilweise bis zu dem Punkt, wo der kleine Mann mit der rote Mütze steht. Mittlerweile geht das Wasser ein bisschen zurück und dort wo die vielen Menschen stehen ist sogar schon Sand. Man könnte sich also „theoretisch“ in die Fluten stürzen.

Für mein ökologisches Gewissen ist das ja eine Schande, aber die kleinen Büchsen erinnern mich irgendwie immer an meine Kindheit. Da es hier kein Pfand gibt, sind sie auch Gang und Gebe. Am Kiosk kostet eine Dose Pepsi Cola umgerechnet etwa 65 Cent, ungefähr so viel wie ein Blini ohne Füllung.
Das Wetter hier ist seit Wochen sehr gut. Immer so um die 25-30 Grad und Sonne oder bedeckter Himmel. Sobald man vor die Tür geht und sich ein bisschen bewegt schwitzt man und es gibt kaum eine Möglichkeit sich abzukühlen. Eigentlich fast ein Schock für mich. Noch in Deutschland dachte ich immer, dass ein sibirischer Winter mit Temperaturen zwischen -10 und +10 Grad aufwartet. Achja…diese Vorurteile…
In 3 Tagen kommt Pavel aus dem Wald zurück und in 2 Wochen starten wir unseren Trip nach Europa/Deutschland. Wir werden am 7. August mit dem Bus nach Novosibirsk zum Flughafen fahren. Am Morgen des 8. August geht dann unser Flug mit Ukraine Airlines über Kiev nach Berlin, wo wir gegen Mittag landen werden. Dann holt uns hoffentlich irgendwer vom Flughafen ab und wir werden Heiligenfelde und Umgebung unsicher machen, bevor es dann am 10. August nach Barcelona geht.